Rezension || Das Geheimnis meiner Mutter | J.L. Witterick

by Alexandra Stiller
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Nach einer wahren Begebenheit aus der Zeit des Dritten Reichs.

http://www.randomhouse.de/Presse/Taschenbuch/Das-Geheimnis-meiner-Mutter/J-L-Witterick/pr455768.rhd?pub=13000&men=758&mid=5Ein kleiner Einblick in den Klappentext:

Polen 1939: Die Nationalsozialisten marschieren in das kleine Dorf ein, in dem Helena mit ihrer Mutter lebt. Nicht lange, und die Besatzer beginnen, die jüdische Bevölkerung zu exekutieren und zu deportieren. Das Klima der Angst ist mit den Händen greifbar – doch Helenas Mutter kann nicht mitansehen, was da vor ihren Augen geschieht. Sie versteckt eine jüdische Familie im Schweinestall und eine weitere im Keller. Beide wissen nichts voneinander und auch nicht der deutsche Deserteur, den die Frauen auf dem Dachboden unterbringen… 

Meine Gedanken zu dem Buch:

L.J. Witterick beschäftigt sich in diesem Jugendroman mit der wahrlich immer erschütternden Thematik des Holocausts. Aber so viel unaussprechliches Leid und Elend zu dieser Zeit statt gefunden hat – es gab auch immer wieder Engel unter den Menschen. Engel wie Franciszka Halamajowa und ihre Kinder Helena und Damian, die wahrlich Großes vollbracht haben, die Nächstenliebe über alles gestellt und den Gefahren der Zeit getrotzt haben.

Der Roman orientiert sich an einer wahren Begebenheit, die unter die Haut geht und emotional mitreißt. Franciszka Halamajowa kam in der polnischen Stadt Gazilien zur Welt, wanderte aber später nach Deutschland aus, wo sie viele Jahre mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern lebte und arbeitete. Als der Nationalsozialismus immer größere Wellen schlägt und sie feststellen musste, dass selbst ihr einer Ehemann davon “infiziert” wurde, beschließt sie, mit den Kindern in ihre Heimat zurück zu kehren. Entschlossenheit und Mut gehörte zu ihren Stärken und so baute sie dort eine neue Existenz auf, konnte ein kleines Häuschen ihr Eigen nennen, lebte bescheiden, baute selbst alles Notwendige an und auch ihre Kinder fanden später beide einen guten Beruf.

Doch als der Weltkrieg ausbricht, macht er auch vor Franciszkas Heimatstadt keinen Halt. Leid und Elend macht sich breit und sie kann und will die Augen nicht davor verschließen. Sie öffnet die Tür ihres kleinen Häuschens für Mitmenschen in großer Not. Sie sucht Verstecke, ist dabei äußerst kreativ und beherbergt zuletzt sechzehn Menschen auf ihrem Grund und Boden. Darunter auch einen deutschen desertierten Wehrmachtssoldaten, der aus lauter Verzweiflung an ihre Türe pocht. Unter Franciszkas Dach sind alle Menschen gleich, haben alle das gleiche Recht auf Menschlichkeit und Achtung.

Sie begibt sich und ihre Kinder in sehr große Gefahr, denn es ist natürlich äußerst schwierig, dies geheim zu halten, Lebensmittel zusammen zu tragen und dabei nicht aufzufallen. Aber sie zögert dennoch keine Sekunde. Ihr Mut, ihre Selbstlosigkeit und ihre Tapferkeit ist grenzenlos und ihre beinahe unerschöpfliche Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe trägt zu einem Stück Weltgeschichte bei.

Wie man im Nachwort lesen kann, überlebten im zweiten Weltkrieg von den rund sechstausend Juden, die damals im polnischen Sokal gelebt haben, nur dreißig – fünfzehn dieser dreißig Menschen fanden ihre Rettung bei Franciszka Halamajowa. Unfassbar…

Erzählt wird diese Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln und ermöglicht uns so einen umfassenderen Einblick in die Gefühle und Gedanken der Beteiligten. So erfahren wir unter anderem von den Ängsten und Wünschen der Tochter Helena, aber wir lernen auch die Menschen besser kennen, die einen Unterschlupf in Franciszkas kleinem Häuschen fanden. J.L. Witterick beschönigt nichts, dennoch geht sie es behutsam an, wenn man es so nennen kann. Sie beschäftigt sich und somit den Leser intensiv mit der Thematik, verliert dabei aber nie die Alterszielgruppe dieses Buches aus den Augen. Dieses Werk ist für junge Leser ab zwölf Jahren bestimmt und ich finde, es ist ihr sehr gut gelungen, den Tatsachen ins Auge zu blicken.

Kurz & gut – mein persönliches Fazit

Ein ergreifender und sehr berührender Roman, der unter die Haut geht und noch lange nachhallt. Gedanken überschlagen sich und man erlebt ein Wechselbad der Gefühle und Emotionen. Wut und Verzweiflung über die Taten dieser Zeit werden abgelöst von großer Begeisterung und Wertschätzung gegenüber Franciszka Halamajowa und ihren Kindern, die uns Menschlichkeit und Nächstenliebe vorleben. Meinen allergrößten Respekt vor dieser Stärke, diesem Mut und dieser Selbstlosigkeit…
“Die Geschichte meiner Mutter” eignet sich in meinen Augen hervorragend als Unterrichtslektüre und für Leserunden, da dieser Roman sehr viel Grundlage für gemeinsame Gespräche bietet.

© Rezension: 2014, Alexandra Zylenas



Das Geheimnis meiner Mutter / J.L. Witterick / cbt Verlag  
Geschichtliches Jugendbuch ab 12 Jahren
Juni 2014 / Taschenbuch, Broschur / Kart 256 Seiten
ISBN13: 978-3-570-40258-0

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