Rezension: Ein bisschen wie Unendlichkeit | Harriet Reuter

by Susan
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»So ist es, wenn man jemanden liebt.
So ist es, wenn man um jemanden trauert.
Ein bisschen wie Unendlichkeit.«

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als die Ferien anfangen, möchte Gottie eigentlich nur unter dem Apfelbaum liegen, in die Sterne schauen und über das Universum nachdenken. Sie kennt jede Theorie zu Raum und Zeit und kann alles mit einer Formel erklären. Außer, warum ihr bester Freund Thomas, der vor einigen Jahren weg­gezogen war, plötzlich wieder auftaucht. Warum niemand ihre Verzweiflung über den Tod ihres Großvaters Grey versteht. Und warum sie in Flashbacks ganze Szenen ihres Lebens erneut durchlebt. Verliert sie den Verstand oder wird sie wirklich in die Vergangenheit versetzt? Und wie kann sie in der Gegenwart bleiben – bei Thomas, dessen Küsse ihr Universum verändern? [Text & Cover: © S. Fischer Verlag]

Der erste Gedanke: „Dieses Buch geht ans Herz.“ Eine zauberhaft erzählte Geschichte eines jungen Mädchens, welches erwachsen wird, mit ihren Gefühlen kämpft und sich quer durch die Zeit bewegt. Ab der ersten Zeile war ich gefangen von der Geschichte, der bildhaften Erzählung, mittendrinn halt. Mittendrinn in der schmerzhaften Schönheit des Lebens. Mein zweiter Gedanke galt direkt der Autorin. Ich hoffe sehr, dass sie weiterhin ihren Gedanken und Geschichten freien Lauf lässt und sie zu Papier bringt. Ich hoffe auf Nachschub. Für mich ist dieses Debüt durchaus gelungen. Chapeau.

Auf dem Cover durfte natürlich die Schleife der Unendlichkeit nicht fehlen und somit ist die Gestaltung des Schutzumschlags bezaubernd schön, überwiegend in blau und weiß gehalten. Das Buch selbst ist lila eingefasst und der Buchrücken mit silberner Schrift verziert. Auch hier noch einmal die Schleife der Unendlichkeit.

Mit jedem Kapitel entfernt sie sich mehr und mehr von dem Tag – vor einem Jahr – als ihr geliebter Großvater Grey starb.

Ich fange an, mir Pi bis in die hundertste Dezimalstelle vorzusagen. Doch mein Hirn spielt nicht mit, es verheddert sich irgendwie: Und ich frage mich: Was wäre passiert, wenn Thomas mich vor fünf Jahren geküsst hätte? Oder wenn er niemals weggegangen wäre? Seite 151

Die Figuren sind passend gewählt und, wie ich finde, kann sich jeder Leser sehr gut in Gottie und ihr Umfeld hineinversetzen. Gottie ist fasziniert von der Welt der physikalischen Gesetze und der Mathematik, se setzt alles in Gleichungen, ein kleines Genie. Als ihr bester Freund Thomas sie von einen Tag auf den anderen verlässt und wegzieht bricht für sie eine kleine Welt zusammen. Sie hat leider schon sehr früh, wenige kostbare Momente nach ihrer Geburt, ihre Mam verloren, vor fünf Jahren ihren besten Freund und Nachbarn Thomas und nun vor einem Jahr ihren geliebten Großvater. Im letzten Sommer hatte sie einen heimlichen Freund von dem bisher keiner weiß, auch er trennt sich von ihr. Für Gottie läuft es also echt nicht gut. In der Schule bekommt sie für den kommenden Sommer eine Hausaufgabe, welche sie fortan beschäftigt. Auch Thomas kehrt nach Jahren plötzlich zurück. Alles fängt an sich zu verkomplizieren. Gottie findet sich immer wieder in der Vergangenheit wieder und verpasst dadurch die Gegenwart. Sie stellt sich die Frage nach dem Warum dies passiert und ob es Wurmlöcher gibt durch die man hin und her reisen kann. Sie ist traurig und einsam, obwohl sie nicht allein ist. Gottie zweifelt an sich und ihrem Verstand. Sie stellt Gleichungen auf um das was um sie herum und mit ihr geschieht zu verstehen.

 

Dieses Buch ging mir sehr nah. Ich glaube, nein ich weiß, jeder von uns Lesern dieses Buches wird seine eigene Trauer um einen geliebten verlorenen Menschen aus einer anderen Sicht betrachten. Mit anderen Augen. Ich habe leider schon sehr vielen Menschen Adieu sagen müssen, bzw. sind viele nicht mehr hier auf dieser Welt. Doch weiß ich, dass die Begegnungen, die Ereignisse und Erinnerungen, Berührungen und Umarmungen für immer mein sind. Tief in meinem Herzen. Diese Erinnerung an wundervolle Zeiten, diese Liebe kann mir keiner nehmen.

Ein Vater, der mal an-, dann wieder anwesend ist und eine Mutter, die ich niemals kennen werde. So ist es, wenn man jemanden liebt. So ist es, wenn man um jemanden trauert. Es ist ein bisschen wie ein Schwarzes Loch. Ein bisschen wie Unendlichkeit. Seite 377

 

Persönliches Fazit

Die Jugend, die Liebe, die verzwickten Gefühle und das ganze Universum. Kurz, mal wieder eine ganz andere Liebesgeschichte. Ein Muss ist dieses Buch, ein Muss für jede Lesemaus ab 14 Jahren. Aber Achtung, Suchtgefahr.

Ein Debüt, welches mich überrascht und überzeugt hat. Für mich ist es schon jetzt ein kleiner Buchschatz und ich weiß, dass ich es noch weitere Mal in die Hand nehmen und lesen werde. Lasst euch einfach verzaubern, lest dieses Buch und schwelgt in Erinnerungen.

© Rezension: 2017, Susa

 

Ein bisschen wie Unendlichkeit
Harriet Reuter Hapgood
Jugendbuch, ab 14 Jahren
S. Fischer Verlag - ISBN: 9783737340335
2017
384 Seiten
5 comments

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5 comments

Prettytigers Bücherregal 23. Juni 2017 - 8:19

Huhu 🙂

Eine wirklich schöne Rezension! Ich überlege auch schon eine Weile, ob ich mir das Buch zulegen soll. Allein schon das Cover ist richtig super ♥

Liebe Grüße,
Lisa von Prettytigers Bücherregal

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Livi 23. Juni 2017 - 15:04

Wow, das klingt fantastisch. Nachdem ich eine eher negative Rezension dazu gelesen hatte, war ich skeptisch, aber dank deiner Begeisterung und der wunderschönen Zitate werde ich mir das Buch mal näher ansehen. Danke!

Livi
Maison des Livres
http://www.fearsomeangel.blogspot.com

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Neri 23. Juni 2017 - 17:53

Das Cover finde ich schon wundervoll! Tolle Rezension!

Neri
http://www.lebenslaunen.com
http://www.lese-launen.blogspot.de

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Binzi 24. Juni 2017 - 11:38

Eine sehr schöne Rezension 🙂

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Anonym 3. Januar 2018 - 17:29

Eine super schöne Rezension, die Lust macht das Buch zu lesen! 🙂
LG

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